Europa hatte im Vorjahr bei den Energiepreisen Glück im Unglück. Nach einem Jahr von extremen Gas- und Strompreisen am Spotmarkt, ist die im Sommer 2022 erwartete Preisexplosion im Jahr 2023 nicht eingetreten. Im Gegenteil haben sich die Spotmarktpreise für Strom und Gas in den ersten Wochen des Jahres 2023 weit unter den Niveaus des vergangenen Sommers bewegt.
Die Haupursache für hohe Energiepreise ist der russische Angriff auf die Ukraine, der langsam zu einem Abnützungskrieg wird. Ein Ende ist jedoch noch immer nicht absehbar.
Warum also der starke Preisrückgang? Wir hatten in Europa im Q4 2022 überdurchschnittliche Temperaturen, welche die Nachfrage stark gedämpft haben. Daher ist der befürchtete Worst-Case nicht eingetroffen und gleichzeitig haben die Erneuerbaren Energien über den Winter gut performt. Es war auch in den ersten zehn Wochen des Jahres 2023 kein Ausreißer der Temperatur nach unten zu sehen und das Angebot an Windkraft war überdurchschnittlich hoch. Auch der März hat in der zweiten Woche gute Erträge gebracht. Somit gehen wir davon aus, dass die europäischen Gasspeicher auch am Ende der Wintersaison mit mehr als 55% gefüllt sein werden.
Der Gaspreis wird in den nächsten Monaten dominant für die Preisbildung am Strommarkt und für die Kohlenachfrage in Europa bleiben. Kohlekraftwerke laufen in Europa auf Volllast, der Kernenergieausstieg Deutschlands führt zu zusätzlicher Knappheit am Strommarkt, wenn die drei Reaktoren am 15.4.2023 abgeschaltet werden. Gas bleibt somit das Zünglein an der Waage für die Strompreisbildung. Im März hat sich nun ergeben, dass die Gaspreise am Spotmarkt wieder so niedrig sind, dass die Konkurrenz der Kohle-Verstromung mit der Gas-Verstromung wieder beginnt: Somit steigt aktuell der Gasverbrauch.
Die Hoffnung auf ein weiteres Absinken der Strompreise wird vom Wetter und der Verfügbarkeit der französischen AKW-Produktion getragen. Die Hydrologie im Q1 wird tendenziell durch den Klimawandel besser, im Q3 jedoch schlechter erwartet und somit glauben wir in den nächsten Monaten an ein gutes Angebot aus den Erneuerbaren Energien, der Sommer macht Sorgen.
Wie geht es weiter? Der Krieg der Russen in der Ukraine bleibt bedeutsam. Jedoch gewöhnt sich Europa langsam an das fehlende russische Gasangebot. Die hohen Preise sind langfristig ein starker Anreiz für zusätzliches Angebot an LNG und den Umstieg auf die Erneuerbaren Energien. Der Krieg mit Russland wird mit jedem Tag noch länger erwartet und somit gewöhnen sich die Marktteilnehmer an die Unsicherheit und die Terminmarktpreise sinken stetig, auch weil die deutschen LNG Terminals 2023 und 2024 die Angebotssituation wesentlich verbessern werden. Knapp 135 EUR/MWh kostet nun Strom (BL) für das Jahr 2024 und 115 EUR/MWh für 2025. Es sieht nun weniger katastrophal für die europäischen Volkswirtschaften aus als noch im November. Der Wettbewerbsnachteil Europas gegenüber den USA und auch einigen asiatischen Volkswirtschaften bleibt jedoch hoch. Er könnte sich rasch wieder vergrößern, wenn ein technisches oder wetterbedingtes Extremereignis eintritt. Vor allem der kommende Sommer ist aus unserer Sicht mit vielen Preisrisiken versehen.
Trotz aller kurzfristig ungünstigen Einflüsse erwarten wir die Preise für Gas und Strom in fernerer Zukunft wesentlich günstiger, als es die Terminmarktpreise heute zeigen. Die aktuell hohen Preise beeinflussen das Angebot und die Erneuerbaren Energien sind die kostengünstigste und politisch stabilste Form der Stromproduktion. Gleichzeitig fördert der CO2-Preis bei aktuell ca. 95 EUR/t die Abkehr von der Kohle.
Für das Jahr 2023 erwarten wir allerdings nur noch günstigere Preise auf dem Niveau von unter 100 EUR/MWh für Strom oder von unter 35 EUR/MWh für Gas, wenn der Krieg eine extreme Wendung nimmt. So bleiben die europäischen Märkte Spielball zwischen Wetter, Sanktionen, der Energiekostenausgleichsregelungen und den Einschränkungen durch den Krieg. Und obwohl die Ukraine (physisch) und EU-Europa (finanziell) die Rechnung dieses Konflikts bezahlen, sind beide kurzfristig die Betroffenen ohne einfache Handlungsoptionen. Die Last der ukrainischen Bevölkerung erscheint unmenschlich und es ist zum Verzweifeln, dass Europa keine guten Karten bei der Bekämpfung des von Putin verursachten Unrechts hat.
Der Bann von russischen Öl-Produkten durch die EU ab 5. Februar ist, ebenso wie der Bann von Rohöl im Vorjahr, bisher spurlos an dem Marktpreis vorbeigegangen. Vielleicht wird das Ende des Transportvertrags durch die Ukraine Ende 2024 (Naftogas mit Gazprom) noch eine Preisbewegung machen. Der Einfluss Russlands wird jedoch von Tag zu Tag kleiner.
Auf der Seite der Energieproduzenten werden die Gewinne, die sie abgeben müssen, wieder kleiner und die Aufregung geht zurück. Vielleicht nur bis zum nächsten Extremereignis. Wir erwarten jedoch, dass die Summe der Maßnahmen, die bei allen Energieträgern und auch bei der Nachfrage wirken, die Energiepreise weniger stark schwanken lassen und auch das Preisniveau weiter dämpfen.
Europa hatte im Vorjahr bei den Energiepreisen Glück im Unglück. Nach einem Jahr von extremen Gas- und Strompreisen am Spotmarkt, ist die im Sommer 2022 erwartete Preisexplosion im Jahr 2023 nicht eingetreten. Im Gegenteil haben sich die Spotmarktpreise für Strom und Gas in den ersten Wochen des Jahres 2023 weit unter den Niveaus des vergangenen Sommers bewegt.
Die Haupursache für hohe Energiepreise ist der russische Angriff auf die Ukraine, der langsam zu einem Abnützungskrieg wird. Ein Ende ist jedoch noch immer nicht absehbar.
Warum also der starke Preisrückgang? Wir hatten in Europa im Q4 2022 überdurchschnittliche Temperaturen, welche die Nachfrage stark gedämpft haben. Daher ist der befürchtete Worst-Case nicht eingetroffen und gleichzeitig haben die Erneuerbaren Energien über den Winter gut performt. Es war auch in den ersten zehn Wochen des Jahres 2023 kein Ausreißer der Temperatur nach unten zu sehen und das Angebot an Windkraft war überdurchschnittlich hoch. Auch der März hat in der zweiten Woche gute Erträge gebracht. Somit gehen wir davon aus, dass die europäischen Gasspeicher auch am Ende der Wintersaison mit mehr als 55% gefüllt sein werden.
Der Gaspreis wird in den nächsten Monaten dominant für die Preisbildung am Strommarkt und für die Kohlenachfrage in Europa bleiben. Kohlekraftwerke laufen in Europa auf Volllast, der Kernenergieausstieg Deutschlands führt zu zusätzlicher Knappheit am Strommarkt, wenn die drei Reaktoren am 15.4.2023 abgeschaltet werden. Gas bleibt somit das Zünglein an der Waage für die Strompreisbildung. Im März hat sich nun ergeben, dass die Gaspreise am Spotmarkt wieder so niedrig sind, dass die Konkurrenz der Kohle-Verstromung mit der Gas-Verstromung wieder beginnt: Somit steigt aktuell der Gasverbrauch.
Die Hoffnung auf ein weiteres Absinken der Strompreise wird vom Wetter und der Verfügbarkeit der französischen AKW-Produktion getragen. Die Hydrologie im Q1 wird tendenziell durch den Klimawandel besser, im Q3 jedoch schlechter erwartet und somit glauben wir in den nächsten Monaten an ein gutes Angebot aus den Erneuerbaren Energien, der Sommer macht Sorgen.
Wie geht es weiter? Der Krieg der Russen in der Ukraine bleibt bedeutsam. Jedoch gewöhnt sich Europa langsam an das fehlende russische Gasangebot. Die hohen Preise sind langfristig ein starker Anreiz für zusätzliches Angebot an LNG und den Umstieg auf die Erneuerbaren Energien. Der Krieg mit Russland wird mit jedem Tag noch länger erwartet und somit gewöhnen sich die Marktteilnehmer an die Unsicherheit und die Terminmarktpreise sinken stetig, auch weil die deutschen LNG Terminals 2023 und 2024 die Angebotssituation wesentlich verbessern werden. Knapp 135 EUR/MWh kostet nun Strom (BL) für das Jahr 2024 und 115 EUR/MWh für 2025. Es sieht nun weniger katastrophal für die europäischen Volkswirtschaften aus als noch im November. Der Wettbewerbsnachteil Europas gegenüber den USA und auch einigen asiatischen Volkswirtschaften bleibt jedoch hoch. Er könnte sich rasch wieder vergrößern, wenn ein technisches oder wetterbedingtes Extremereignis eintritt. Vor allem der kommende Sommer ist aus unserer Sicht mit vielen Preisrisiken versehen.
Trotz aller kurzfristig ungünstigen Einflüsse erwarten wir die Preise für Gas und Strom in fernerer Zukunft wesentlich günstiger, als es die Terminmarktpreise heute zeigen. Die aktuell hohen Preise beeinflussen das Angebot und die Erneuerbaren Energien sind die kostengünstigste und politisch stabilste Form der Stromproduktion. Gleichzeitig fördert der CO2-Preis bei aktuell ca. 95 EUR/t die Abkehr von der Kohle.
Für das Jahr 2023 erwarten wir allerdings nur noch günstigere Preise auf dem Niveau von unter 100 EUR/MWh für Strom oder von unter 35 EUR/MWh für Gas, wenn der Krieg eine extreme Wendung nimmt. So bleiben die europäischen Märkte Spielball zwischen Wetter, Sanktionen, der Energiekostenausgleichsregelungen und den Einschränkungen durch den Krieg. Und obwohl die Ukraine (physisch) und EU-Europa (finanziell) die Rechnung dieses Konflikts bezahlen, sind beide kurzfristig die Betroffenen ohne einfache Handlungsoptionen. Die Last der ukrainischen Bevölkerung erscheint unmenschlich und es ist zum Verzweifeln, dass Europa keine guten Karten bei der Bekämpfung des von Putin verursachten Unrechts hat.
Der Bann von russischen Öl-Produkten durch die EU ab 5. Februar ist, ebenso wie der Bann von Rohöl im Vorjahr, bisher spurlos an dem Marktpreis vorbeigegangen. Vielleicht wird das Ende des Transportvertrags durch die Ukraine Ende 2024 (Naftogas mit Gazprom) noch eine Preisbewegung machen. Der Einfluss Russlands wird jedoch von Tag zu Tag kleiner.
Auf der Seite der Energieproduzenten werden die Gewinne, die sie abgeben müssen, wieder kleiner und die Aufregung geht zurück. Vielleicht nur bis zum nächsten Extremereignis. Wir erwarten jedoch, dass die Summe der Maßnahmen, die bei allen Energieträgern und auch bei der Nachfrage wirken, die Energiepreise weniger stark schwanken lassen und auch das Preisniveau weiter dämpfen.
Ihr Felix Diwok, CEO
Für das Team der Inercomp